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Ameisenlöwen konnten keinen Schrecken einjagen Wanderung durch den Rheinauer Wald und das NSG Hirschacker am 12. Mai 2018
Für unbeteiligte Passanten war es vermutlich ein ungewöhnlicher Anblick. Denn einige Minuten nach Beginn unserer Wanderung durch den Rheinauer Wald und das Naturschutzgebiet Hirschacker standen 20 Personen unter der Autobahnbrücke im Rheinauer Wald und starrten gebannt auf eine Vielzahl von Löchern im dortigen Sandboden. Genau genommen blickten sie auf kleine Trichter, die Ameisenlöwen dort gegraben hatten.
Einen dieser Ameisenlöwen hielt der Biologe und Naturschutzbeauftragte der Stadt Mannheim, Gerhard Rietschel, schließlich als Anschauungsobjekt in der Hand. Angst konnte er den Naturinteressierten damit allerdings nicht einjagen, denn beim Ameisenlöwen handelt es sich selbstverständlich nur um eine kleine Insektenlarve mit allerdings großem und gefährlichem Namen. Aus der Larve wird als erwachsenes Insekt die Ameisenjungfer.
Mit der Wanderung im Rahmen unseres Umweltbildungsprogrammes 2018 wollten wir wieder einmal die Möglichkeit bieten, zu erfahren, welch besondere und erhaltenswerte Natur eine Stadt wie Mannheim aufweist. Das Naturschutzgebiet Hirschacker im Mannheimer Süden mit seinem lückenreichen Bewuchs, den Binnendünen und der Sandrasenflora und -fauna ist eine solche Besonderheit der Natur in der Quadratestadt. In ihm leben verschiedene seltene Tier- und Pflanzenarten.
Die Teilnehmer konnten sich u.a. an den dunkelblauen Blütenteppichen des Genfer Günsels und an einzelnen, purpurfarben blühenden Kartäusernelken erfreuen. Die seltene Röhrenspinnenart des Areals und den besonders geschützten und schön gezeichneten Dünen-Sandlaufkäfer bekamen sie leider an diesem Tag ebenso wenig zu Gesicht wie den Walker oder den Stierkäfer. Zwei Käferarten, die wir eigentlich finden wollten, die aber nur selten zu entdecken sind.
Zum Vorschein kam ein Insekt, das sich unseren Blicken sonst entzieht. Es ist aber ein Vertreter einer besonderen Art von Lebewesen, die an die Sandflächen des Areals ideal angepasst sind. Auf denen nämlich können zum einen hohe Temperaturunterschiede auftreten, von -10 °C bis zu +70 °C. Zudem ist der Sandboden trocken.
Den Teilnehmern wurde an diesem Nachmittag einmal mehr deutlich, dass Mannheim nicht nur in seinen Schaufenstern bunt und vielfältig ist, sondern auch in seinen Naturarealen. Zudem konnten sie erfahren, wie wichtig die Arbeit der Naturschützer ist. Das Areal, dass bis 2014 militärisch genutzt und zunehmend in einen Kiefernwald umgewandelt worden war und zugleich eines der bedeutendsten Flug-Sandgebiete Baden-Württembergs ist, wird nämlich seit einer Weile vom Naturschutzbund (NABU) in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt und aufwendig für den Erhalt der einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt gepflegt.
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